Zukunft. In der Sackgasse?

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Der nachfolgende Beitrag erschien kürzlich im Blog der anthroposophischen Monatszeitschrift Info3. Wir übernehmen diesen Artikel mit freundlicher Genehmigung der Redaktion und des Autors. 

von Otto Ulrich – 
Sowohl das E-Auto wie auch der Wiederaufbau der Eifel brauchen Elektrizität. Unbedingt aber, wenn es weitergehen soll, ist der Ausbau der Digitalisierung darauf angewiesen. Woher allerdings kommt der Strom für die neuen Ladestationen, für den heruntergekühlten Betrieb der Quantencomputer und für die Häuser in einer wiederaufzubauenden Eifel?

Eine Nachhaltigkeitslücke, es ist eine Stromlücke, öffnet sich. Bundesminister Peter Altmaier musste kürzlich eingestehen, dass Deutschland viel mehr Strom braucht, um seine bisherigen wirtschaftspolitischen Ziele zu erreichen – und jetzt kommt der Wiederaufbau der Eifel hinzu.

Und schnell kann nicht geliefert werden. Die Energiewende, angetreten, um die fossilen Energieträger durch erneuerbare Energien zu ersetzen, bleibt erst einmal nur ein Hoffnungsträger. Eine Abschätzung gerade auch der Folgen einer durchaus global sich abzeichnenden Stromlücke liegt nicht vor.

In der Eifel ist die Strominfrastruktur an einigen Stellen so stark zerstört, dass es Monate, wenn nicht Jahre dauern wird, bis sie wiederhergestellt sein wird, wie E.ON, der größte Stromanbieter in NRW, meldet.

Eine Zukunft für die Digitalisierung wird es nur geben, wenn der stetig wachsende Stromhunger immer wieder neu gestillt werden kann – für 2121 wird eine strukturelle Stromlücke vorausgesagt:  auch erneuerbare Energien haben ihre Grenzen. 

Während es für die einen der Anlass ist, darüber zu grübeln, woher der notwendige Strom kommen kann, um "unsere" elektrisch getragene Zivilisation – gerade einmal 100 Jahre alt – weiter in Betrieb zu halten, jubeln die anderen: der Weg in eine dichtere, elektro-magnetische Zukunft kommt erst einmal ins Stocken. Und das hat nicht nur mit der Eifel zu tun, die abgeschätzte Stromlücke hat grundsätzlichen Charakter.

Elektrizität sollte immer im Zusammenhang mit ihrem Bruder, dem Magnetismus, gedacht werden. Das gehört zu den Grundlagen der Physik. Der Mensch ist von Natur aus ein elektromagnetisches Wesen. Seit etwa 100 Jahren wird allerdings die Dichte der elektromagnetischen Felder um uns herum permanent erhöht: Wir leben geradezu in einer elektromagnetischen Epoche – immerhin Grundlage des industriellen Aufbruchs, Träger der Digitalisierung, des Internet. Kann das Zukunft haben?

Eine Zukunft für die Digitalisierung wird es nur geben, wenn der stetig wachsende Stromhunger immer wieder neu gestillt werden kann – für 2121 wird eine strukturelle Stromlücke vorausgesagt:  auch erneuerbare Energien haben ihre Grenzen. Das absehbar notwendige Herabdimmen der Digitalisierung fordert aber schon jetzt zum Neudenken über eine nicht-elektrisch getragene Zukunft auf – eine Jahrhundertaufgabe.

"Die aufgeregte Diskussion in der Bevölkerung über die Kernenergie dürfte in Relation zu dem, was uns die Mobilfunknetze (deren Träger die Digitalisierung ist) noch bescheren werden, nur ein laues Lüftchen sein."

Erkannt, aber noch nicht als Maßstab zum Handeln anerkannt: Die Welt lädt sich zunehmend magnetisch auf: Elektromagnetische Felder in hohen Frequenzbereichen sind tragende, allerdings verdrängte Signaturen der Digitalisierung. Sie sind energiereich genug um Elektronen aus Atomen zu lösen, was, so wird vermutet, auch an ihren biologischen Wirkungen (etwa strahleninduzierte Krebserkrankungen) ablesbar ist. Der ehemalige Minister für Post und Telekommunikation Wolfgang Bötsch formulierte schon 1993: "Die aufgeregte Diskussion in der Bevölkerung über die Kernenergie dürfte in Relation zu dem, was uns die Mobilfunknetze (deren Träger die Digitalisierung ist) noch bescheren werden, nur ein laues Lüftchen sein."

Es gibt eine zeitliche Korrelation zur Ausbreitung des Mobilfunks in den Krankenkassenreports und den Statistiken:

  • 80 Prozent der Studierenden haben heute mit Kopfschmerzen zu tun, was sie durchschnittlich bis zu zweieinhalb Tagen im Monat lahmlegt.
  • Heute haben wir 1,3 Millionen junge Erwachsene zwischen 18 und 27 Jahren, die einen Arzt aufsuchen, um sich Migränemittel verschreiben zu lassen, das sind 400 000 mehr als 2005.
  • 78 Prozent der Arbeitnehmer haben heute (teils schwere) Schlafstörungen.
  • Der Anteil der 15- bis 19-Jährigen mit Schlafstörungen hat sich seit 2006 verdoppelt.
  • Burnout, das Erschöpfungssyndrom ist Volkskrankheit.

Das technisch aufgebaute elektromagnetische Potenzial übersteigt jetzt schon die natürliche Dichte der Magnetfelder um uns herum um ein Vielfaches: Wir leben in einer elektromagnetischen Wolke, die nun durch die Riesenakkus der E-Autos noch eine Steigerung ins Unkalkulierbare erhält. Hinzu kommt, dass die Produktion eines E-Autos doppelt soviel Energie wie die eines Verbrenners benötigt. Das E-Auto ist eben kein Nullemissionsauto, wie eine neuere VDI-Studie zur "Ökobilanz zu batteriebetriebenen Antriebssystemen" zeigt.
Folgerichtig hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Magnetismus als Krebsfaktor anerkannt. Damit wird der Magnetismus politisch.

Die E-Revolution, prominent gefordert, ist blind für die Sackgasse, in der wir uns längst mittendrin befinden – den Blackout vor Augen, der Verdichtung der elektro-magnetischen Felder um uns herum ausgesetzt. 

Was genau passiert gerade? Die Erfinder und Gründer der elektromagnetischen Zivilisation haben in der Elektrizität die "Seele der Natur" gesehen, in Wahrheit haben sie eine untersinnliche Welt, in der der Mensch nichts zu suchen hat, gefunden – was sich heute, siehe Eifel, als Abhängigskeitsfalle herausstellt. Machen wir uns nichts vor: Wir sitzen mit unserem heutigen Zivilisationsverständnis, das global ausgelegt ist, in einer elektromagnetisch getragenen Falle. Die E-Revolution, prominent gefordert, ist blind für die Sackgasse, in der wir uns längst mittendrin befinden – den Blackout vor Augen, der Verdichtung der elektro-magnetischen Felder um uns herum ausgesetzt. 
Den Gründervätern unserer Zeit, den Herren Galvani, Volta, Faraday und Hertz ist dies nicht anzulasten – sie waren gefeierte Stars der Gründerjahre um 1900. Wer dachte damals schon über die Folgen, zumal die Klimafolgen, des Aufstiegs der E-Zivilisation nach? Heute ist es kaum anders.

Der aus klimapolitischen Gründen notwendige Abschied vom Verbrennungsmotor wird hoffungsfroh verbrämt, wonach mit dem Aufstieg der Elektromobilität auch die Nachhaltigkeitsfrage, eine Zukunftsherausforderung, mit erledigt wäre. Das Gegenteil ist der Fall.

Markus Gabriel, Philosophie-Professor an der Universität Bonn, fordert, dass nach der virologischen Pandemie nunmehr eine "metaphysische Pandemie" zu folgen habe – also ein Groß-Denken darüber, wie es mit der menschlichen Zivilisation in stromlosen Zeiten weitergehen könnte.

Suffizienz, nicht Effizienz, wird zum Gestaltungsfaktor der Zukunft gehören

Noch einmal: Woher kommt der Strom für die Akkus des neuen E-Autos? Woher kommt der "grüne" Strom für die Quantencomputer? Notaggregate werden den Wiederaufbau der Eifel elektrisch möglich machen, die Grundsatzfrage ist nicht gelöst: Die Energiewende kann, zumal sie in ihrer CO2-Bilanz sehr grenzwertig ist, keine Lösung bringen. Grüne Batterien schließen sich aus: Lithium-Ionen-Akkus und die Magneten der Elektromotoren verschärfen die Rohstoff- und die Ausbeutungsfrage – von dem Emíssionsaufwand, Nickel, Mangan, Kobalt und Grafit aufzubereiten, ganz zu schweigen.

Die Entkopplung von Energieumsatz und Wirtschaftswachstum wird wohl wieder auf die Tagesordnung rücken: Suffizienz, nicht Effizienz, wird zum Gestaltungsfaktor der Zukunft gehören – und so entsteht die Frage, ob es möglich ist, dass die Weltgemeinschaft wie in einem Brennspiegel erkennt und lernen kann, dass nur eine Perspektive der Energiesparsamkeit, der Entkopplung, also Wachstum ohne Energieaufwand, eine Kreislaufwirtschaft – und damit auch die Kontrolle der elektro-magnetischen Strahlungen – eine Zukunft haben wird.

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Dr. Otto Ulrich hat sich im Deutschen Bundestag viele Jahre mit Fragen der Technikfolgen-Abschätzung befasst; von ihm stammt das jüngst im Info3-Verlag erschienene Buch: 
Utopie einer lobbaren Zukunft. Zeitfelder 1921 – 2021 – 2121. Frankfurt 2021

1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Christa Schyboll
    5. November 2021 16:21

    Die richtigen Bedenken zum wichtigen Problem gut dargestellt! Beim gedachten Fazit am Ende, der Entkopplung von Energieumsatz und Wirtschaftswachstum, fiel mir nur gleich ein: Und all dem soll der bereits gnadenlos verwöhnte westliche Mensch psychisch gewachsen sein? Zukünftig dann überall sinnvoller Verzicht, der einfach nur schmerzt, weil man Verzicht kaum noch kennt und nicht mehr "kann"? So vieles an irrwitzig verschleuderter Energie für wirklich blödsinnigen Konsum (von Wegschmeiss-Gütern bis über Flugverhalten) könnte mit einem Schlag verschwinden, weil es wirklich kein Mensch braucht, dennoch Energie und auch Ressourcen ohne Ende frisst, dazu die Müllberge immens steigert, die wiederum große Energiemengen brauchen, um all den sinnlos produzierten Wegwerfschrott irgendwie zu transformieren… allerdings bringt das dann auch wieder neue die Arbeitslosigkeit, sei es in Banglasdesh oder in der Lausitz. Meines Erachtens versäumt die (na ja, feige) Politik, zumindest die westlich-reichlich-verwöhnten Konsumenten endlich darauf vorzubereiten, dass bald Schluss mit lustig ist und doch zumindest jenem Teil des irrwitzigen Energieverschwendungswahns endlich fest die Zügel angelegt werden müssen, der wirklich nicht nötig ist. Aber die Abhängigen, die Junkies des Konsums werdens nicht einsehen, maulen und leiden… und sind vermutlich in der Mehrheit und beeinflussen damit die Machtverhältnisse

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