Wenn sich alte Männer ärgern …

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… oder der "Aufspießbürger"

von Michael Mentzel 
Zitat aus einem aktuellen Blogeintrag des "Egoisten" Michael Eggert: "Weiter so, Jungs. Ihr habt unser Go. Ihr repräsentiert die Anthroposophische Gesellschaft. Ihr repräsentiert die sechste nachatlantische Kulturepoche!" [1]
Dass an der Anthroposophischen Gesellschaft und deren Vertreter so einiges auszusetzen sei, hat Michael Eggert, der verbittert erscheinende alte Mann der Anthro-Kritik ja nun schon des öfteren auf seinem Egoisten-Blog wortreich zu Protokoll gegeben. Und hin und wieder konnte man ihm sogar Recht geben, wenn er die – tatsächlich manchmal etwas verschroben und skurril daherkommenden – Usancen einiger Anthroposophen, bis hin zu Rudolf Steiner selbst, satirisch aufs Korn genommen hat. 

Allerdings: Die inzwischen bis an die Schmerzgrenze gehenden Anwürfe gegenüber Zeitgenossen, deren Denken über politische oder gesellschaftliche Zusammenhänge sich von seinen und denen seiner oft nicht minder boshaft erscheinenden Kommentar-Gefolgschaft (z.B. in einer Facebook-Gruppe namens No-Bullshit Anthroposphie) unterscheiden, wirken inzwischen reichlich peinlich und erinnern den Betrachter eher an den Auf-Spießbürger hinter der Gardine, der darauf wartet,
dass seine Nachbarn Besuch aus zwei verschiedenen Haushalten bekommt, damit er die Polizei rufen kann. Wenn sich alte Männer über junge Schnösel ärgern, die ihnen mit dem Auto "die Vorfahrt genommen" haben, mag das ja alles noch angehen. 

Nun, wie wir wissen, rennen Anthroposophen nicht, sondern sie "schreiten".

Jetzt aber hat der "Egoist" unter anderem – wieder einmal – die anthroposophische Monatszeitschrift "die Drei", die seit Februar 2021 zweimonatlich erscheint, und diesmal auch die "Themen-der-Zeit" aufgespießt. Soweit so gut. In unserem Fall hört sich das dann so an: "Man wundert sich. Anthroposophistan marschiert Hand in Hand, Schritt für Schritt ins rechte Lager. (…) Als Beispiel möge das anthroposophische Online- Blatt Themen der Zeit dienen, in dem Ende Januar ein Artikel zum Thema Daniele Ganser, dem „Friedensforscher“ mit Waldorf- Herkunft, dem die Anthroposophen bei Vorträgen die Bude einrennen, erschien."
Nun, wie wir wissen, rennen Anthroposophen nicht, sondern sie "schreiten". Geht's vielleicht doch ein wenig differenzierter, lieber Michael Eggert?  

Wir halten es da lieber mit Walter Kugler, der 2001 in seinem sehr lesenswerten Buch "Feindbild Rudolf Steiner" einen "jüdischen Freund" [2] zitierte, der in einem Brief an die Grünen geschrieben hatte: "Man sollte keine Feindschaft säen zwischen den fortschrittlichen Kräften, die für eine Humanisierung der Gesellschaft eintreten und gegen Rassismus, Anti­semitismus, Sexismus, Umweltzerstörung, Fehlentwick­lungen in der naturwissenschaftlichen Forschung, Arbeitsplatzvernichtung etc. ankämpfen. Die anthro­posophische Bewegung ist ein wertvolles Glied dieser fortschrittlichen Kräfte." Und Walter Kugler fährt dann fort: "Wenn ich bei dem letzten Satz auch ein wenig schlu­cken musste – man kennt ja seine Leute irgendwie -, so hat mich der folgende Gedanke dann doch überzeugt:'Wenn sie sich gegenseitig anfeinden, arbeiten sie den rechtskonservativen und rechtsnationalen Kreisen in die Hände.' " [3]

Dem ist nach unserer Meinung nichts hinzuzufügen. 

foto pixabay collage

1. link egoistenbeitrag
2. vorsicht, in bestimmten anthrokreisen vermintes gelände!
3. walter kugler "feindbild rudolf steiner" 2001 s. 67

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