Schon wieder sind die Russen schuld …

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Dieser Beitrag erschien zuerst bei den "Nachrichten einer Leuchtturmwärterin". Mit freundlicher Genehmigung der Autorin.

von Petra Erler
Wenn man die Diskussion um das abgehörte Gespräch hochrangiger deutscher Militärs verfolgt, gewinnt man den Eindruck, hier werden Ursache und Wirkung verwechselt.  Das Geschrei ist groß, dass deren online-Diskussion in russische Hände gelangte und veröffentlicht wurde. Dass sich nun in Russland über das Gehörte echauffiert wird, wird als Teil der verdeckten Kriegsführung gegen uns dargestellt, so als wären wir ein weiteres Mal Opfer russischer Desinformation.

Der Trick ist nicht neu: Die russische Seite veröffentlicht ein echtes Gespräch, und wir münzen diese Veröffentlichung um, um vom entlarvenden Gesprächsinhalt abzulenken. Es wird spekuliert, warum ausgerechnet jetzt die Veröffentlichung erfolgt. Sollte von Nawalnys Beerdigung abgelenkt werden? Was auf dem Mitschnitt zu hören ist, ist laut Verteidigungsminister, „dem guten Boris“, eine ganz normale Fachsimpelei seiner Leute. Andere wiederum empört, dass die Diskutanten nebenbei auch die aktive Rolle von Nato-Spezialisten auf der Seite der Ukraine bestätigten, die zuvor dem Kanzler aus Versehen entschlüpfte. Wie sollen uns da unsere Verbündeten jemals wieder trauen? Wieder andere schließen aus dem Gespräch, dass Scholz, dieses „Sicherheitsrisiko“, gelogen habe: Eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern ziehe garnicht zwingend die direkte Beteiligung der Bundeswehr nach sich. Der Abhörfall führte allgemein zur Schlussfolgerung, dass Deutschland im Fokus eines Lauschangriffs Russlands steht.

All das zeigt eine mangelnde Bereitschaft, sich mit dem auseinanderzusetzen, was deutsche Militärs, immerhin der Chef der Luftwaffe darunter, von sich gaben, wie sie redeten, und was das Ziel ihres Gesprächs am 19. Februar war.
Aber der Reihe nach: Beim ersten Nachhören dieses Gesprächs hielt ich alles für ein „deepfake“ –  so sprachen meines Erachtens keine deutschen Militärs, so locker vom Hocker: Eingangs wie kichernde Jugendliche während eines Schulausflugs – „geil“ dieses Hotel in Singapur mit dem großen Swimmingpool – unter permanenter Verwendung von Anglizismen, von Kamerad zu Kamerad, und das alles auch noch in schlechtem Deutsch. Nun, ich musste mich eines Besseren belehren lassen.

Ist es möglich, dass sich ein Brigadegeneral über einen Hotelserver in Singapur in ein Webex-Gespräch einloggte? Jeder weiß, dass Hotelserver nicht sicher sind. Und wenn ein Brigadegeneral in Singapur auftaucht, kriegt gewiss nicht nur Einer lange Ohren. Daher ist es auch nicht ausgemacht, wo abgehört wurde, in Deutschland oder in Singapur oder irgendwo dazwischen, und von wem. Klar ist nur, dass dieses Gespräch in russische Hände gelangte, zu den „Jungs mit den Schulterklappen“ (falls RT nicht log).

Womöglich haben sich diese russischen „Jungs“ zunächst die gleichen naheliegenden Fragen gestellt: Kann es sein, dass im deutschen Militär über unsichere Leitungen so geredet wird, bzw. dass die untereinander auch Whatsapp benutzen? Sind die wirklich so heiß darauf, den Ukrainern alles in Punkto Taurus beizubringen, damit die die russische Kertsch-Brücke und weitere russische Ziele zerstören? Ist es denkbar, dass deutsche Militärs schon lange darüber nachdenken, wie man die Brücke von Kertsch erfolgreich „rausnimmt“ und nicht nur einen Pfeiler trifft, was die als ihre Fehlleistung ansehen würden („dann stehen wir da“)? Ist es vorstellbar, dass deren größte Sorge lediglich darin bestand, dass in die Unterrichtung des Ministers kein „showstopper“ eingebaut wird, damit der nicht gleich abwinkt, weil es politisch zu heikel würde? Sind die wirklich so auf Zack, dass sie sich flapsig an die „gute alte Luftwaffe“ erinnern?
Man muss sich nur in die Lage der russischen Seite versetzen: Wenn diese ein gefaktes Gespräch zum Original erklärte, wäre der politische Schaden, der in den Beziehungen mit Deutschland entstünde, immens. Die Verantwortung für Desinformation und einer auf falschen Vorwürfen aufgebauten Eskalation läge klar auf russischer Seite.
Ich habe keine Ahnung, wie sie es verifizierten. Aber leider, das ist inzwischen unbestritten, hat dieses Gespräch wirklich stattgefunden, die gefallenen Äußerungen sind real, und die politische Schlussfolgerung kann nur lauten: Es gibt im deutschen Militär Menschen, die alles über den Taurus wissen und ihn sehr gerne fliegen sehen würden gegen russische Ziele. Solange sie damit durchkommen, solange es nicht auf sie zurückfällt.

Sie finden, der Taurus habe „Alleinstellungsmerkmale“ gegenüber den französischen und britischen Marschflugkörpern. Sie diskutieren darüber, wie man ihn optimal einsetzt, und ob die russische Raketenabwehr ausschaltet werden kann, damit diese Waffen ihr Ziel erreichen. Sie hoffen, dass die Ukrainer wissen, wo die russischen Abwehrsysteme stehen.

Sie diskutieren nicht darüber, ob sie dem Minister raten sollten, die Finger von Taurus-Lieferungen zu lassen.

Sie haben sich ukrainische militärische Kriegsziele zu eigen gemacht.

Sie wissen genau, wofür die Ukrainer die Taurus wollen: „Wir alle wissen ja, dass sie die Brücke, dass sie (undeutlich) die Brücke rausnehmen wollen. Das ist klar, wissen wir, was es am Ende bedeutet…“

Es ergibt sich aus der gesamten Diskussion. Um Ukrainer richtig (und schnell) trainieren zu können, müssen sie deren militärische Ziele kennen und entsprechend das Training ausgestalten. Am Ende sollen die Ukrainer im schönen deutschen Formel-1-Wagen auf der Formel-1-Rennstrecke fahren.

Nebenbei erfährt man, dass sich die britischen und französischen Möglichkeiten, weitere Marschflugkörper an die Ukraine zu liefern, erschöpfen, wenn ich das Wort „Winchester“ in diesem Zusammenhang richtig verstehe. Die Bundeswehr hat insgesamt 100 Taurus, die sie liefern könnte. Dann ist auch „Ende Gelände“. Für die Brücke braucht man 10 bis 20.

Wie der politische Auftrag des Briefings genau lautet, erfährt man nicht. Von “vertiefter Diskussion” ist die Rede. Die Dauer: 30 Minuten. Niemand hat m.E. den Verteidigungsminister bisher gefragt, was er genau von seinen Leuten wissen wollte.
Aus dem Gespräch muss man schließen, dass der Bundesverteidigungsminister, der „gute Boris“, ein „short track“ und ein „long track“ Szenario vorgestellt bekam. Das betrifft die maximale bzw. minimale Zeitspanne, die zwischen politischer Entscheidung (go, Taurus, go) und tatsächlichem Einsatz durch die Ukraine läge. Definiert wird das durch die Möglichkeiten der Industrie, die Auffassungsgabe der Ukrainer (in Deutschland dauert ein Training für den Taurus ein Jahr), die Finanzierung und die Möglichkeiten, eine deutsche Beteiligung klitzeklein aussehen zu lassen. Dann kommen noch all die anderen technischen Fragen hinzu:  Wie viele Flugzeuge haben die Ukrainer? (Anm.:  SU 25 nur noch im einstelligen Bereich.)

Wie montiert man den Taurus an diese Flugzeuge? Könnten die Briten das übernehmen?

Wie kriegt man die Satellitendaten in die Ukraine? Könnte man das, was die in „Zivilklamotten mit amerikanischem Akzent“ haben, vielleicht vernetzen?

Wie wird der Pilot geschult? Schließlich können Taurus im Tiefflug abgefeuert werden. Usw.

Das ganze Gespräch läuft darauf hinaus, dass die deutschen Diskutanten ein bisschen Krieg spielen wollen gegen Russland. Aber ohne erwischt zu werden. Es würde auch zu ihrem Erfolg werden, wenn mit ihrer „Formel-1“-Waffe eine Brücke kaputtgemacht würde, die militärisch aber auch zivil genutzt wird und Russland und die „Insel“ (Krim) verbindet.

Sie wissen, dass das der Ukraine symbolisch und politisch wichtig wäre. Gleichzeitig ist ihnen völlig klar: Auch Taurus verändern den Kriegsausgang nicht.

Aber da sie nun schon ein bisschen dabei sein wollen, wollen sie es auch richtig machen, und nicht nur ein kleines Loch in einem Pfeiler produzieren. Mit sprichwörtlicher deutscher Gründlichkeit denken sie nicht zum ersten Mal darüber nach, wie das gehen könnte.

Die Briten haben offenbar darüber nicht so gründlich nachgedacht, denn der letzte Angriff auf die Brücke von Kertsch liegt nur einige Tage zurück, und alle die schönen Storm Shadows sind nun Schrott. Die Brücke steht.

Aber vielleicht schaffen es ja die Taurus?

Wegen des Leaks wissen wir nun alle, was die Ziele deutscher Taurus wären, sollten sie geliefert werden: Munitionsdepots in Russland und die Brücke von Kertsch. Kann man sie dann noch mit gutem Gewissen liefern? Wir hängen dann mit drin, mit Mann und Maus.

Bevor man Taurus der Ukraine gibt, so die Gesprächsteilnehmer, müsse man aber das deutsche Eiserne Kreuz von den Dingern entfernen. (Anmerkung: Es steht für die Attribute „Freiheitsliebe, Gleichheit und Tapferkeit“.)
Auch das ist bemerkenswert und Teil dieser gefährlichen politischen Groteske. Wenn dieses Kreuz doch angeblich für den Kampf gegen Tyrannei steht, kann man es auch ruhig dranlassen. Aber nein, sollen die Russen doch mindestens ein paar Tage tüfteln, aus welchem Nato-Staat ein konkreter Marschkörper stammte. So wie es im Fall des abgeschossenen russischen Flugzeugs war, in dem ukrainische Kriegsgefangene saßen, die ausgetauscht werden sollten. Da gerieten zunächst Deutschland und die USA in Verdacht, bis klar wurde, dass es eine britische Waffe war, die zu diesem Gau führte.

Nun entrüstet sich Deutschland, dass in russischen Kreisen darüber sinniert wird, welche Brücken in Deutschland treffliche Ziele abgeben könnten. Diese Diskussion begann auf der Grundlage deutscher Gedankenspielereien, die öffentlich wurden. Nicht umgekehrt.

Nun gibt es Stimmen, die sagen, schließlich habe Russland die Ukraine angegriffen, die Ukraine alles Recht sich zu verteidigen, und wir sollten ihr deshalb alles geben, was sie dazu braucht. Korrekt ist, dass Russland den Krieg in die Ukraine trug. Ebenso korrekt ist, dass der Westen einen schnellen und greifbaren Friedensschluss im Frühling 2022 verhinderte. Man wollte so gerne glauben, Russland wirtschaftlich und militärisch, mittels der Ukraine, mit einem Kampf um „Siegfrieden“ „ruinieren“ zu können. Wer den Krieg weiterführen will, hält an diesem hochgefährlichen Ziel fest.

Die politische Einschätzung im Sommer 2023 lautete, angefangen beim US-Präsidenten, dass Russland bereits den Krieg verloren hätte. Vor ihm hatte der US-Verteidigungsminister Austin unter Eid im Kongress gesagt, dass Russland den Krieg schon verloren hätte, operationell, taktisch und strategisch. Der CIA-Chef war auch davon überzeugt. All das erwies sich als Schall und Rauch.

Weil sich diese Ankündigungen nicht erfüllten, die Gegenoffensive der Ukraine scheiterte, und nun auch das strategisch wichtige Avdijiwka fiel, wird nun weiteres Öl ins Feuer gegossen. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

Die Debatte um die Taurus-Lieferungen aber auch um die Entsendung von Soldaten in die Ukraine beweist, dass von Clausewitz recht hatte: Wer allein im Militärischen die politische Lösung sucht, treibt den Krieg ins Äußerste. 

An diesem Punkt stehen wir: Der Stellvertreterkrieg droht in einen offenen Krieg zwischen der Nato und Russland umzuschlagen. Hochrangige deutsche Militärs haben schon die „richtige“ Einstellung dazu, aber noch legt ihnen die Politik das Korsett an. 

Wie lange hält das noch?

Wir sollten uns nichts einreden lassen: Dass die Ukraine direkte Unterstützung bei der Kriegsführung erhält, durch Satellitendaten und Spezialisten vor Ort, wurde erstmals im Mai 2022 öffentlich. Es brauchte nicht den Bundeskanzler, um das zu verraten. Wegen ihm ist es nur sehr viel schwerer geworden, eine direkte Beteiligung von Nato-Staaten am Krieg gegen Russland glaubwürdig abzustreiten. Deshalb erfolgten die wütenden Reaktionen.

Der russischen Seite ist das alles nicht entgangen. Die hat auch das polnische Geschnatter an der Front abgehört, so wie das in anderen Sprachen.

Wie sahen die bisherigen russischen Reaktionen aus? Bisher beließ es die russische Politik hauptsächlich bei Drohgebärden. Aber es hat auf dem Territorium der Ukraine zielgerichtete militärische Anschläge gegeben, denen Soldaten bzw. Söldner aus Nato-Staaten zum Opfer fielen.

Von einer territorialen Überschreitung und militärischen Vergeltung für die direkte Kriegsteilnahme von Kräften aus Nato-Staaten in der Ukraine hat Russland bisher abgesehen. Wenn sich die Nato-Linie jetzt ändern und der Krieg tief nach Russland getragen werden sollte, bzw. Fußvolk in die Ukraine geschickt wird, könnte sich das ändern. Dabei galt das lange als „rote Linie“ innerhalb der Nato. Die damalige Begründung hieß, das brächte den Dritten Weltkrieg. Und heute?

Putin nutzte seine diesjährige Rede, um dem Westen die Leviten zu lesen: Krieg ist kein Zeichentrickfilm, sagte der Kreml-Chef.  Selbstverständlich waren alle empört. Wie kommt dieser Kerl dazu, uns mit Atomwaffen zu drohen. In der Erinnerung, dass auch Russland über Atomwaffen verfüge, lag jedoch nicht die eigentliche Drohung. Sie lag darin, dass die Zeit für russische Mäßigung abläuft. Zieht die Nato offen gegen Russland in den Krieg, wird Russland den Fehdehandschuh aufheben. Dann wird Krieg geführt, notfalls bis zum letzten Menschen.

Da sind wir angelangt mit einer Politik, die Diplomatie nicht wollte und nicht auf Verständigung setzte. Viel zu lange wurde gern geglaubt, man könne schalten und walten, egal was Russland dazu zu sagen hatte. Unsere Nato-Angelegenheiten gingen Russland nichts an. Russland hatte kein Recht auf „rote Linien“. Das aktuelle Denken ist: Wenn man dem aggressiven Russland keine Grenzen setzt, dann werden die Chinesen nie spuren. All das entlarvt allein uns. Wir haben Feindschaft gewollt, sie regelrecht herangezüchtet, statt in Russland einen Partner zu sehen, mit dem man sich verständigen sollte, weil Russland in der Realität existiert, als schwieriger, aber nicht auszuradierender Teil des Ganzen.

Wer hat denn den Umsturz in der Ukraine 2014 aktiv unterstützt, damit dort eine anti-russische Orientierung entsteht, die das ohnehin längst politisch gespaltene Land schwer verwundete? Vor 2014 gab es keinen russischen Griff nach der Krim, so wie es vor 2014 auch keinen aktiven Separatismus im Donbass gab. Nicht Russland, die Ukraine hat mit wohlwollender Duldung des Westens die Erfüllung des Minsk-2-Abkommens hintertrieben. Und wer hat all die Jahre davor gewarnt, welches Schicksal der Ukraine bevorstünde, wenn sie in die Nato gezogen und zur Startrampe für Nato-Militärkapazitäten würde? Das waren nicht wir, das war Moskau. Dann machte es die Drohung wahr, völkerrechtswidrig, zweifellos, und das ist ohne Abstriche zu verurteilen. Aber der Krieg hat eine Vorgeschichte, und die wird verleugnet und ein Teil der Kriegsgeschichte inzwischen auch.

All das hat dazu geführt, dass heute Russland unumwunden sagt: Wenn ihr versucht, uns zu besiegen, werdet ihr schon sehen, was ihr davon habt. Statt sich darüber nun auch noch zu beschweren, sollten wir das sehr ernst nehmen und uns erinnern, dass die gute alte Diplomatie nicht gestorben ist. Es gibt für eine Atommacht keinen Kapitulationsfall. Im Angesicht einer konventionellen Niederlage (die nicht wahrscheinlich ist), ist jede große Atommacht grundsätzlich in der Lage, die ganze Welt in den Untergang zu reißen. Hinterher ist niemand mehr da, der dann noch die Schuldfrage erörtern könnte. Hinterher ist es allenfalls so, dass diejenigen, die das zunächst noch überlebten, die Toten beneiden werden (ein Gedanke von Chrustschow, der dazu führte dass die Kuba-Krise beigelegt wurde). Die Überlebenden haben den langsameren Tod vor sich. Mehr nicht.

Und wen auch das nicht überzeugt. Nehmen wir doch mal an, Putin sei all das, was über ihn behauptet wird, der Mörder, der Hurensohn, der gewissenlose Psychopath, der Machthungrige, der wegen seiner unsterblichen KGB-Seele nichts so hasst wie Demokratie, Freiheit, Menschenrechte und eine Ukraine, die in diesen Farben blüht (die Ukraine ist nichts davon, aber das nur am Rande).

Warum sollen wir dann glauben, dass diese Ausgeburt der Hölle es nicht vergelten wird, wenn wir helfen, russische Ziele anzugreifen oder gar direkt in einen Krieg mit Russland marschieren, weil es einigen in den Fingern juckt, dort alles kurz und klein zu schlagen?

Solche Versuchungen haben aktuelle, aufs Militärische gepolte Stimmen nie gegenüber den USA verspürt, obwohl an deren Händen das Blut von Millionen klebt, Folter und Geheimgefängnisse. Das sind ja die Freunde, was gesprächsweise in einem gedanklichen und sprachlichen Kauderwelsch mündet: „ähm … wenn wir uns denn mal politisch entscheiden würden, die Ukraine zu supporten damit…” oder „dann ist es sehr viel easy und relativ schnell geplant…“

Die Teilnehmer des geleakten Gesprächs gingen nicht davon aus, dass das Minister-Briefing bereits die Entscheidung zum “go” bringt. Die, die zum Minister gehen würden, sollten immer dran denken: „die kommen aus einer ganz anderen Welt, aus einer ganz anderen Gedankenwelt, als wir…“ Sie hoffen jedoch einen Beitrag zu einem politischen „go“ zu leisten, den sie nicht vermasseln wollen: „Also wir haben ein Super-Tool, das heißt, wenn wir die Daten haben, können wir relativ präzise sein, wenn wir uns durchsetzen können.“

Es wird spekuliert, wem Russland mit der Veröffentlichung des Gesprächs schaden wollte, der Regierung oder der Opposition?  Das ist zu eng gedacht. Es ist ein russischer „Einmischungsversuch“, der sich an alle richtet. Das Gespräch hat es gegeben. Das Gesagte ist dokumentiert. Was erörtert wurde, ist im öffentlichen Interesse. Die Öffentlichkeit sollte es nur nicht erfahren. Nun hat sie aufgrund russischen Kalküls Gelegenheit, sich selbst eine Meinung zu bilden und sich zu fragen, ob dieser Weg, mit deutschen Waffen russische Ziele zu vernichten, der richtige ist. So wird sich herausstellen, wo die Mehrheiten liegen.

Es ist gut, dass die Tagesschau das Gespräch auf ihrer Webseite verlinkte. (inzwischen wurde der Link bei der Tagesschau offensichtlich entfernt)

Aber nicht nur das: Dieser Vorgang hat weltweit Wellen geschlagen. Nun werden alle, weltweit, mit größtem Interesse verfolgen, wie sich die Bundesregierung, die Opposition und die breite Öffentlichkeit entscheidet. Und auch sie, nicht nur Russland, werden ihre Schlüsse daraus ziehen, wer wir sind: schon wieder militärisch abenteuerlustig oder eben doch anders. 

In Frankreich jedenfalls hat Macrons „kühne Idee“ (Ischinger), Bodentruppen in der Ukraine nicht mehr auszuschließen, laut Umfrage mehrheitlich (68 Prozent!) keine Unterstützung.
Allons enfants de la patrie!… Mit diesen 68 Prozent sollte ein gutes deutsch-französisches Verhältnis doch zu machen sein.

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