Kreuzzug gegen Homöopathie & Co.

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Die Homöopathie steht von den komplementärmedizinischen Angeboten am meisten unter Beschuss. Ihre Arzneien sind oft so stark verdünnt – potenziert, wie die Homöopathen sagen –, dass vom Ausgangsstoff kaum noch oder gar keine Moleküle mehr vorhanden sind. Für die Kritiker der Homöopathie ist deshalb klar, dass die Medikamente nicht wirken können. Wo kein Stoff ist, kann es keine Wirkung geben. Allfällige Erfolge der Homöopathie seien auf den Placeboeffekt zurückzuführen, also auf die Tatsache, dass Mittel ohne Wirkstoff eine rein suggestive Wirkung erzielen können, wenn man nur fest daran glaubt.

Auch wenn diese Argumentation immer und immer wieder kolportiert und von den Medien gerne aufgegriffen wird, ist sie nicht haltbar. Es gibt ausreichend klinische Studien, die einen therapeutischen Effekt homöopathischer Medikamente über den Placeboeffekt hinaus klar nachweisen.[2] Auch Metastudien, also wissenschaftliche Studien, die bereits publizierte Studien zu einem bestimmten Thema in einer Art Zusammenschau bewerten, kommen zum Schluss, dass homöopathische Medikamente wirksam sind, wenn spezifische Krankheitsbilder im Fokus stehen.[3]

Wirkmechanismus ist nach wie vor unklar

Die wissenschaftliche Herausforderung im Zusammenhang mit der Homöopathie besteht nicht mehr darin aufzuzeigen, dass ihre Arzneien wirken, sondern darin, schlüssig herauszuarbeiten, wie sie wirken. Vier Forschungsansätze zu dieser Frage stehen im Zentrum:

  • die physikalisch-chemische Forschung
  • pflanzenbasierte Bioassyas, also die Erforschung homöopathischer Wirkungen auf pflanzliche Organismen
  • In vitro Untersuchungen, entsprechende Forschungen an Zellkulturen
  • Tiermodelle

Trotz erheblicher Fortschritte in den letzten Jahren konnte sich kein theoretisches Modell der Wirkmechanismen bei homöopathischen Anwendungen etablieren. Dies allerdings darf der Homöopathie nicht zum Vorwurf gemacht werden. Vielmehr ist das ein üblicher Zwischenstand in der wissenschaftlichen Forschung und gilt im Übrigen auch für viele andere Wirkstoffe der Pharmakologie, auch wenn sie von den Arzneimittelbehörden genehmigt sind.

Zweifelhafte Argumente

Erstaunlich ist, mit welcher Vehemenz die Gegnerschaft der Homöopathie ihre (falsche) Behauptung von der Unwirksamkeit der entsprechenden Heilmittel in die Welt setzt und oft zugleich versucht, auch weitere komplementärmedizinische Therapien in Misskredit zu bringen. Man bekommt den Eindruck, dass es sich hier um eine Art Hexenjagd handelt, zumal ein zweites wichtiges Argument der Gegner – diese Therapierichtungen würden hohe Kosten verursachen, obschon sie nichts bewirkten –, in sich zusammenfällt, wenn man den lächerlichen Anteil der Kosten der Komplementärmedizin an den gesamten Gesundheitskosten betrachtet. In der Schweiz setzen die Krankenkassen gerade mal 0.05 Prozent, also ein halbes Promille ihrer Gesamtausgaben für komplementärmedizinische Angebote ein (18 Millionen Franken von 40 Milliarden Franken).[4]

Was die Gegnerschaft der Homöopathie und im weiteren Sinn der Komplementärmedizin antreibt, kann nur spekuliert werden. Ist es ein allein selig machender Anspruch der Naturwissenschaft, die, einer Religion gleich, die Gegenwart mit (materialistischen) Dogmen zu beherrschen sucht, ganz nach dem Motto: «Ohne Stoff keine Wirkung»? Oder steht hinter den Gegnern die mächtige Pharmalobby, die im Arzneimittelmarkt keine Konkurrenz duldet?

Für ein gesundes Gesundheitswesen

Tatsache ist, dass die Komplementärmedizin bei den PatientInnen sehr beliebt ist. In der Schweiz stimmten im Jahr 2009 ganze 67 Prozent der Abstimmenden für den Verbleib der klassischen Homöopathie, der anthroposophischen Medizin, der Akupunktur und der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) in der Grundversicherung. Bis jetzt wagt niemand, dieses klare Verdikt politisch in Frage zu stellen.

Die Komplementärmedizin setzt deutlich weniger auf Konkurrenz als ihre Gegner. Sie versteht ihre Angebote und Heilmittel als Ergänzung – komplementär – zur klassischen Schulmedizin und nicht als Alternative. (Der Begriff der Alternativmedizin ist diesbezüglich irreführend.) Den Patientinnen und Patienten dient ein solches Zusammengehen am meisten. Denn die Vielfalt der Therapiemöglichkeiten und ihre freie Wahl ist die Voraussetzung für ein gesundes Gesundheitswesen.

Quelle: https://walbei.wordpress.com


Foto: Pixabay

Anmerkungen:

[1] https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2019/az-45-2019/uk-nhs-gegen-homoeopathie

[2] Siehe dazu eine auch für den interessierten Laien nachvollziehbare Zusammenstellung des Instituts für Komplementäre und Integrative Medizin der Uni Bern: https://www.ikim.unibe.ch/forschung/uebersichten_zum_stand_der_forschung/homoeopathie/index_ger.html

[3]https://www.ikim.unibe.ch/forschung/uebersichten_zum_stand_der_forschung/homoeopathie/metaanalysen_zu_spezifischen_krankheitsbildern/index_ger.html

[4] https://www.nzz.ch/schweiz/zehn-millionen-franken-fuer-zuckerkuegelchen-ist-das-zu-viel-ld.1775951

4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Dr. Edmund Berndt
    17. April 2024 13:14

    Sie schreiben, dass die Wirksamkeit der Homöopathie nachgewiesen wurde.
    Wie soll das gegangen sein? Wenn das der Fall wäre, hätte man die Grundfesten und die Grundlagen der gesamten Naturwissenschaft nicht erweitert, sondern zerschmettert!
    Also bitte konkretisieren Sie genau wann, wie und mit welcher Methode im Einklang mit den bewährten und erprobten medizinischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen die gemacht worden ist,

    Antworten
  • Werter Dr. Edmund Berndt
    Alle Angaben dazu finden Sie unter Anmerkung 2.
    MfG Walter Beutler

    Antworten
    • Dr. Edmund Berndt
      17. April 2024 18:00

      Ihre Angaben sind alles andere als glaubhaft. Es begibt damit, dass immer ein paar positive Untersuchungsergebnisse vorkommen. Wenn man diese allein betrachtet und die Mehrzahl der negativen Arbeiten nicht berücksichtigt, bleibt, wenig überraschend, ein positives Ergebnis übrig. Das ist Lotto und nicht Wissenschaft. Sie können das über das Informationsnetzwerk Homöopathie nachfragen.

      Antworten
      • Sorry, Herr Dr. Edmund Berndt

        Es sind nicht meiner Angaben, sondern jene des wissenschaftlichen Teams des Instituts für Komplementäre und Integrative Medizin der Uni Bern (Schweiz), einer öffentlich-rechtlichen Universität – immerhin!

        Wenn Sie deren Forschungsresultate pauschal als unglaubwürdig betrachten wollen, weil es gegen Ihr Weltbild verstösst, so kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen.

        MfG – Walter Beutler

        Antworten

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