Umwidmen des Kölner Urania Theaters zu einer Bühne für die freie Szene Kölns
mm-tdz. – Das Kölner Urania Theater, eine weit über die Region hinaus bekannte Spielstätte, muss wegen der Corona-Krise vielleicht den Betrieb einstellen. Das berichtete vor einigen Tagen der Kölner Stadt-Anzeiger. "Die aktuelle Corona-Krise trifft viele Kultureinrichtungen Kölns extrem hart. Da hat auch das Urania Theater, das bisher ohne jede Förderung ausgekommen ist, kaum eine Chance, zu überleben", werden die beiden Betreiber Bettina Montazem und Richard Bargel im KStA zitiert. Um das Theater zu retten, soll das Theater als "Haus der Künste" erst einmal weitergeführt werden und "freien Künstlern und Gruppen sowie anderen Einrichtungen 'gegen einen sehr geringen Betriebskostenzuschuss' (…) überlassen werden." [1]
In den letzten Jahrzehnten hat sich Köln zum Standort einer vielfältigen, freien Kulturszene entwickelt. Insbesondere ist diese Kulturszene ein gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Faktor für die Stadt. Weil der Stadtteil Ehrenfeld, früher ein Hotspot der freien Szene, in den vergangenen Jahren viele kulturelle Einrichtungen verloren hat, ist eine Spielstätte wie das Urania-Theater von großer Bedeutung und ein wichtiger Standortfaktor für Ehrenfeld.
Die derzeitige Krise träfe nach Ansicht der Betreiber des Urania, Bettina Montazem und Richard Bargel "vor allem die freie Szene, viele freischaffende Künstler, Gruppen und nicht geförderte Häuser. Es ist davon auszugehen, dass im Zuge der Rezession gerade im Kultursektor viele Insolvenzen stattinden werden und damit viele Künstler keine Möglichkeiten mehr finden, aufzutreten."
Denn die Erfahrung zeige, dass dort, wo eine Kultureinrichtung geschlossen wird, zumeist keine neue mehr entsteht. Es sei also zu befürchten, dass es zu einer dramatischen Schrumpfung der Vielfalt der Kölner freien Kunstszene kommen könne. Auch sei davon auszugehen, dass in der Folge der Rezession die Besucherzahlen für Kulturveranstaltungen drastisch sinken können, da sich durch die zu erwartenden finanziellen Einbußen das Kulturbudget vieler Bürgerinnen und Bürger ebenfalls verringern könne.
In dieser Situation schlägt der Betreiberverein des Urania Theater – Ensemble Phoenix e. V. folgendes Projekt vor: "Das Modell „Haus der Künste“ Ensemble Phoenix e.V. stellt für zwei Jahre alle eigenen Formate ein und öffnet das Haus für freischaffende Künstler, Gruppen und Aufführungen anderer Häuser. In diesen zwei Jahren können freischaffende Künstler, Gruppen und Institutionen kostenlos die Räumlichkeiten des Theaters nutzen. Zu zahlen wäre lediglich ein geringer Betriebszuschuss (max. 100,-€) pro Tag. Unser Ziel ist es, sowohl für die Kulturschaffenden wie auch die Besucher*innen ein niedrigschwelliges Kulturangebot schaffen, damit die zu erwartende schwierige Zeit nach Beendigung der Schutzmaßnahmen überbrückt wird. In diesem Modell sind Eintrittspreise von 5,- Euro denkbar, um den Menschen auch in diesen Zeiten einen Theaterbesuch zu ermöglichen." [2]
Die monatliche Reihe "Talking Blues", eine von Richard Bargel schon in den 1990er Jahren initiierte Veranstaltung, die nach der Übernahme des Urania-Theaters nach einer langen Pause im Jahre 2017 mit inzwischen 22 Konzerten wiederaufgenommen wurde und sich großer Beliebtheit erfreut, soll weiter geführt werden. Von 1992 bis 2000 gab es in der Reihe 291 Konzerte.
foto © Urania Theater
[1] Aus dem Beitrag Kölner Stadtanzeiger (print)
[2] Hintergrund des Konzeptes: "Das Urania Theater ist ein vollfunktionierendes und für höchste Ansprüche eingerichtetes Konzert- und Theaterhaus, das Aufführungen zwischen 10 und 185 Besucher*innen ermöglicht. Zur Grundsicherung des Haus der Künste ist eine jährliche Summe von 100.000,-€ notwendig. Die Investition von 200.000, – mitttels des Soforthilfefonds der Stadt Köln zur Rettung der Kulturschaffenden in Köln, wie vom Rat der Stadt am Donnerstag, 26.3.2020 beschlossen – würde das Umfunktionieren des Urania Theaters in das "Haus der Künste" für 2 Jahre ermöglichen."