Jens Hausmann: „Kostbare Momente“

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Preciuos Moments, so heißt die aktuelle CD des Gitarristen Jens Hausmann aus Detmold. Die CD überzeugt durch musikalische Klarheit und schnörkellose Aufnahmetechnik. 

von Michael Mentzel 
Ein bisschen ist es wie im Konzert. Ich stelle mir vor, in der Mitte des nicht allzu großen Raumes zu sitzen, der eine hervorragende Akustik hat. Vorn – auf einer angedeuteten Bühne – sitzt ein Gitarrist, und während ich die Augen schließe, um mich diesem Moment kurz vor dem Beginn des Konzerts in voller Aufmerksamkeit hinzugeben … Fragt plötzlich eine Stimme: "Machst´n da??" "Ich würde gern eine CD hören!" "Ja und? Warum tust Du´s nicht?" "Du nervst!" "Sorry. Ich wollte Dir nur den Kopfhörer zurückbringen, den Du mir ausgeliehen hattest." "Da hättest Du auch etwas früher kommen können…" Diese kleine Geschichte ist natürlich erfunden, obwohl: Als ich die CD von Jens Hausmann in den Player schiebe, ist alles um mich herum tatsächlich zur Nebensache geworden, schließlich hat er mir die CD doch extra geschickt, damit ich sie mir anhöre und etwas darüber schreibe.

Jetzt aber …  

Es dauert nicht lange, bis sich bei mir die Gewissheit einstellt, dass der Titel dieser CD tatsächlich gut gewählt ist. Sie heißt "Precious Moments". Es sind in der Tat besonders kostbare Momente, die Jens Hausmann auf dieser CD verewigt hat. Aufgenommen hat der Gitarrist die sechzehn Stücke mit nur zwei Mikrophonen unter Verzicht auf Overdubs im Gewölbekeller des Gemeindehauses der Martin-Luther-Kirche in Detmold und in der Reduktion auf das Wesentliche dürfte auch gerade der Reiz dieser Produktion liegen. Es entsteht beim Hören ein Raum, der durch seine Einfachheit und Schlichtheit der Aufnahmetechnik die Reinheit der Musik unterstreicht. Die Virtuosität dieses Gitarristen – der immerhin inzwischen seit über dreißig Jahren musikalisch unterwegs ist – ist beeindruckend und macht Lust auf mehr. Ob es nun die Anklänge an die Klassik bei den "Preciuos Moments", die Stimmung andalusischer Nächte oder die scheinbar eher schweren Schritte bei "Miles to go" sind, die CD überzeugt durch Klarheit, ist ausgesprochen durchsichtig und gewinnt aus meiner Sicht insbesondere auch durch den Verzicht auf übermäßiges Geschnörkel oder den überflüssigen Einsatz von Effekten, wie es manchmal im Crossover-Genre zur – eher lästigen – Gewohnheit geworden ist. Insgesamt ist mit dieser CD eine Mischung entstanden, die beim Hören nie Langeweile aufkommen lässt und deren Zusammensetzung trotz der verschiedenen Stilrichtungen wie aus einem Guss erscheint. "Dizzy Rabbit" oder ein "Tango für Django", immer arbeitet der Künstler – auch durch den Einsatz unterschiedlicher Gitarren – das Wesentliche heraus und zeigt damit, dass er gleichermaßen in der Klassik wie auch im Jazz zu Hause ist. Die Eindrücke und Inspirationen, die der Künstler durch viele Reisen in die unterschiedlichsten Länder Europas gewonnen hat, finden sich wieder in seinen Kompositionen, bei denen auch die Lust an der Improvisation zu spüren ist. Ich hoffe, dem Künstler nicht zu nahe zu treten, wenn ich ihm bescheinige, dass ein – perfekt unperfektes – Album entstanden ist, mit dem die ZuhörerInnen eine Weile mit ganz besonderen Momenten auf die Reise gehen können. Und wenn es in der Ankündigung von Jens Hausmann zu seiner CD heißt: "Am Ende lassen sich mit etwas Abstand die kostbarsten Momente herauspicken und das Ergebnis bleibt repräsentativ für ein gutes Konzert.", dann ist das nicht zu viel versprochen. Es lohnt sich. Übrigens auch ohne Kopfhörer!

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Presseagentur Alternativ

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