Erweiterung der Wissenschaft?

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Video-Beiträge zum Thema Anthroposophie aus dem Goetheanum 

von Klaus Jacobsen – Aktuell sendet das Goetheanum TV jeden Montag Abend einen neuen Beitrag zum Verständnis der Anthroposophie und seinen Wirkungsfeldern; begonnen wurde diese Reihe am 17. Januar mit einer Darstellung zur biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Am 24. Januar stellte Peter Selg die Bemühungen von Rudolf Steiner, durch die Anthroposophie eine Erweiterung des herrschenden Wissenschaftsbegriffes zu erreichen, in den Kontext der Zeitgeschichte. 

Ausgehend von den immensen naturwissenschaftlichen Forschungserfolgen im 19. Jahrhundert stellt Selg die Entstehung der Anschauung dar, dass Leben lediglich Ausdruck physikalisch-chemischer Prozesse und Geistiges im Bereich der Transzendenz anzusiedeln sei. 

Eine Medizin zur Optimierung der Leiblichkeit als wissenschaftliche Methode konnte demnach im 20. Jahrhundert in Verbindung mit dem Sozialdarwinismus zu der Anschauung führen, dass Fortpflanzung der "Vernünftigen" (Haeckel) und Rassenhygiene nicht etwa kriminell seien. So prägten sie das Denken in der Weimarer Republik und bildeten den historischen Kontext für die "Gesundheitssicherung" des biologistischen Gesellschaftsmodells des NS-Regimes.

Auch nach dem 2. Weltkrieg wurde diese fatale Reduktion des Menschenbegriffes nicht aufgearbeitet oder verwandelt. Die Kritik von Alexander Mitscherlich, der den Verlust des Seelisch-Geistigen im medizinischen Menschenbild als den Erfolg des NS-Regimes begünstigend sah, wurde weitgehend ignoriert. Peter Selg schlägt in seinen komprimiert verdichteten Ausführungen den Bogen bis hin zu Greta Thunberg; es entstehen Bezüge zur aktuellen Zeitsituation, wenn er z.B. feststellt, dass kritischer Diskurs polarisierend mit Querdenken gleichgesetzt wird.

Im letzten Teil seiner Darstellungen macht der Vortragende deutlich, dass die Spiritualisierung von Wissenschaft eine große Zukunftsherausforderung ist. In erfolgreichen Praxisfeldern wie Medizin, Pädagogik und Landwirtschaft könne die Bewegung sich noch verständlich machen. Eine Reduzierung auf Nischenbesetzung in Praxisfeldern bedeute jedoch eine Selbstverkleinerung. Die eigentliche – große und schwierige -Aufgabe sei aber eine Verwandlung der Wissenschaftskultur. In diesem Zusammenhang verweist er auf die 2021 im Info3-Verlag erschienene Publikation 'Zumutung Anthroposophie' von Wolfgang Müller. 

In dem sich an die 50-minütige Darstellung anschließenden Fragebereich gelingt es Selg, auch durch persönliche Stellungnahmen, die souveräne Darstellung abzurunden. Ich empfehle eine unvoreingenommene Wahrnehmung der eher ungewöhnlichen Performance des Vortragenden, der sein Publikum durchgängig mit geschlossenen Augen anspricht. 

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https://goetheanum.tv/programs/der-kulturbeitrag-der-anthroposophie-peter-selg

foto: screenshot

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