Eine „Bismarckfeier“ unter ideologischem Beschuss

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Ascheffel/red.- tdz Für erheblichen Wirbel sorgte eine Bismarckfeier bei Ascheffel (Schleswig-Holstein), zu der die Redaktion von „Themen der Zeit“ geladen hatte.

Anlässlich des 209. Geburtstages des ersten und bedeutendsten deutschen Kanzlers hatte unsere Redaktion zu einer Feier nach Ascheffel eingeladen. Am dortigen Bismarck-Standbild versammelten sich bei strahlendem Kaiserwetter etwa 200 Gäste, darunter auch zahlreiche russische Freunde. Für eine würdige musikalische Umrahmung sorgte eine Musikkapelle unter Leitung von Friedhelm Steigwalder, die mit flotten Märschen (u.a. „Hoch Heidecksburg“) begeisterte. Es sollte ein echtes „Volksfest“ werden.

Chefredakteur Mentzel stellte in seinen Begrüßungsworten den Festredner W.G. Vogelstrom als verdienten Historiker vor, der von einer innigen Heimatliebe durchdrungen sei. In seinem fast zweistündigen Vortrag, die immer wieder von Beifall unterbrochen wurde, hob Vogelstrom Bismarcks Beziehungen zu Russland hervor. Er erinnerte an Bismarcks dreijährigen Aufenthalt in Sankt Petersburg. Bismarck habe es verstanden, Beziehungen anzuknüpfen, die ihm später als preußischer Ministerpräsident und deutscher Reichskanzler nützlich werden sollten. Vogelstrom zitierte Leo Sievers: "Er lebte mit den Russen und lernte mit den Russen zu denken und sie zu verstehen." Kritische Zuhörer wollten in der Rede den Namen Putin gehört haben. Der Redner wies dies als akustisches Missverständnis zurück. Er habe nicht Putin gemeint, sondern lediglich einmal „put in“ (engl. „etwas hinzufügen“) gesagt.

Abschließend kritisierte der Redner die Entscheidung der deutschen Außenministerin, das „Bismarckzimmer“ im Auswärtigen Amt umzubenennen. Zum Abschluss trug die Sängerin „Nada“ deutsche und russische Volksweisen vor. Das Publikum wurde u.a. mit leckeren Bismarckheringen und „Bismarck-Apfelschorle“ verköstigt.

Leider geriet auch diese Feier ins Visier des bundesweiten „Kampfes gegen Rechts“.
Der Politologe Nick Emmelke sieht in dieser Feier eine Verklärung Russlands, was typisch für die rechte Szene sei. Die Extremismusforscherin Agnes Rihorsky durchsuchte die Festrede nach verdächtigen Stellen. Eine davon lautete: „Am Ehrentage unseres eisernen Kanzlers sollte später ein anderer populärer Prominenter das Licht der Welt erblicken. Welch bedeutungsvoller Zusammenhang!“ Rihorsky ist sich sicher, dass damit ein bekannter rechtsextremer Thüringer Politiker gemeint war. Vogelstrom versichert jedoch, er habe damit auf den Kriminalschriftsteller Edgar Wallace (geboren am 1. April 1875) anspielen wollen. Auch die Behauptung, er habe mit seinem Zitat aus einem Gedicht Eduard Mörikes „Frühling lässt sein blaues Band…“ auf das „optimistische Hellblau“ im Logo der AfD angespielt, weist Vogelstrom entschieden zurück.

Eine „interstellare“ Facebook-Gruppe monierte, mit dieser Feier habe sich „Themen der Zeit“ einmal mehr als „rechtslastige Gruppe“ demaskiert, die als Beobachtungsfall eingestuft werden sollte. Vogelstrom selbst, der seit langem an „Reichsgründungsfeiern“ des Bismarckbundes teilnimmt, weist immer wieder darauf hin, dass die Otto von Bismarck-Stiftung (OvBSt) auf eine Idee von Helmut Kohl zurückgeht.

Die Redaktion von „Themen der Zeit“ sieht keinen Anlass, sich von ihrem Mitarbeiter Vogelstrom zu distanzieren. Sie respektiert und schätzt seinen Patriotismus. Und es soll auch gelten, was er am Schluss seiner Rede ausrief: „Es lebe Bismarck und der nach ihm benannte Bismarckhering! Aber auch Königsberger Klopse sind nicht zu verachten!“


3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Sozialistischer Homer-Lesekreis Wiesbaden
    2. April 2024 19:23

    NEIN zu Bismark!
    NEIN zur AfD!
    NEIN zur Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland e.V.!
    NEIN zum Bund der freien Waldorfschulen!

    Wir wollten Bildung.
    Wir wollten Spaß!
    Wir wollten Kunst.
    Wir bekamen NICHTS davon.

    Wir wollen Goethe.
    Wir wollen Homer!
    Wir wollen den UNGEKÜRZTEN Faust I & II.
    Wir wollen Nachtcafé.

    Wir wollen Dornach!
    Wir wollen das Goetheanum!
    Übernehmen Sie den Laden!
    Schmeißen Sie die DEUTSCHLÄNDER-Würstchen raus!

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  • Gundula von Recklinghausen
    2. April 2024 22:08

    Otto von Bismarck ist mein großes Vorbild. Seine Ansichten vereinen Wissenschaft und Kunst. Auch wenn ich der Ansicht bin, sein Werk sollte eher im Verborgenen gepflegt werden, so nehme ich doch für mich in Anspruch, mich täglich mit seinem Spätwerk zu beschäftigen. Oder etwas seltener, so viel Zeit habe ich auch nicht. Über Meditation und Gebet verbinde ich mich mit dem Christus. Gott ist in mir, und ich bin in Gott. Herzlichen Dank für Ihre seriöse Berichterstattung zum Zeitgeschehen.

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  • Horst Pawlowski
    2. April 2024 23:58

    Der Niedergang der deutschen Kultur- und Wertegemeinschaft begann bereits in den 50er Jahren mit der Veröffentlichung des Schundbuchs "Hier irrt Goethe" von Hanns Braun im Ernst Heimeran Verlag. Der sogenannte "Deutscher Taschenbuch Verlag" hat diesen Dreck dann in den frühen 60er Jahren auch noch Kindern und Jugendlichen zugänglich gemacht! Ich möchte in einem Deutschland leben, in dem kein Raum für üble Hassreden gegen Goethe ist. Bismarck hat Goethe sicherlich geschätzt und geliebt.

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