red.- tdz. – Vor einigen Tagen erschien in verschiedenen Publikationen, unter anderem der "Jüdischen Allgemeinen" die Nachricht, dass Marie-Agnes Strack-Zimmermann mit dem "Janusz-Korczak-Preis für Menschlichkeit" ausgezeichnet wurde. "Seit Jahrzehnten engagiere sich Strack-Zimmermann für Demokratie, Freiheit und insbesondere gegen Antisemitismus, teilte die Europäische Janusz Korczak Akademie (EJKA) mit.", heißt es dort.
Real-Satire? Fragt Tobias Riegel von den Nachdenkseiten in einem Beitrag über diese Preisverleihung und zitiert darin einen X-Post (vormals Twitter) des EU-Abgordneten Martin Sonneborn. Wir nehmen das zum Anlass, auf einen Text von Henning Köhler, den Gründer und langjährigen Leiter des Nürtinger Janus-Korzcak-Institutes hinzuweisen, den er im April 2021 für die Zeitschrift "Erziehungskunst" verfasst hatte und den wir hier mit der freundlichen Genehmigung seiner Witwe Dorothee Scheck-Köhler an dieser Stelle noch einmal veröffentlichen. Ob der Bund der Freien Waldorfschulen seine Anregung, zur Teilnahme an Ostermärschen aufzurufen, aufgegriffen hat, ist uns nicht bekannt. Bei Frau Strack-Zimmermann, die unter anderem unentwegt für Waffenlieferungen an die Ukraine trommelt, werden wir einen solchen Aufruf sicher vergeblich suchen.
Ostermarsch
Von Henning Köhler ✝︎, April 2021
Diese Kolumne (verfasst Ende März), erscheint erst jetzt. Ich kann es mir also sparen, zur Teilnahme an den diesjährigen traditionellen Ostermärschen für Frieden und Abrüstung aufzurufen. Man wird wieder traurige oder höhnische Kommentare darüber lesen, wie unbedeutend die »alte« Friedensbewegung geworden ist.
Vor gefühlt tausend Jahren lautete ein Slogan der Jugend: »Frieden schaffen ohne Waffen!« Wen interessiert das noch? Der Soziologe Manuel Arias Maldonado brachte es kürzlich auf den Punkt: »Hören Sie doch auf mit der Revolution, die Leute wollen ihr iPhone.« Globale Entmilitarisierung wäre eine historisch beispiellose kulturelle Revolution gewesen. Daran glaubten wir als junge Menschen. Nun schreitet eine andere Revolution unaufhaltsam fort: die digitale. Immense Umweltschäden resultieren daraus. Zugleich wird aufgerüstet, was das Zeug hält. Und überall wuchert Hass.
Am 21. April 2019 gab Stephan Hebel in einem Kommentar der Frankfurter Rundschau seiner Hoffnung Ausdruck, dass die ökologisch ausgerichtete Fridays-for-Future-Bewegung mit der Friedensbewegung zusammenfinden möge, um »gemeinsam die herrschende Politik aus der gewohnten Bahn zu werfen«. Das für Rüstung ausgegebene Geld werde dringend benötigt, um den Klimawandel zu stoppen. Insofern hätten die jungen Umweltaktivisten und die (größtenteils schon ergrauten) Ostermarschierer ein gemeinsames Anliegen. Kämpfer für Umweltschutz, Frieden und soziale Gerechtigkeit, so Hebel, sollten sich verbünden. Alsbald kam die Corona-Krise und verdrängte alle anderen brennenden Themen.
Am 22. Januar 2021 trat der Atomwaffenverbotsvertrag (AVV) der Vereinten Nationen in Kraft.[1] 52 Staaten haben die Vereinbarung bislang unterzeichnet. Deutschland gehört nicht dazu. Der AVV verbietet die Entwicklung, Produktion, Testung, Lagerung, Stationierung, den Transport und natürlich den Einsatz von Nuklearwaffen.[2] Maßgeblich beteiligt am Zustandekommen des Vertrags war die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN). Mit von der Partie sind die Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs (IPPNW), Greenpeace und weitere Nichtregierungsorganisationen.[3] Am 13. Januar 2021 forderten 22 Bundestagsabgeordnete der Grünen die deutsche Regierung in einem Eilantrag auf, dem AVV beizutreten.[4]
Vergebens. Der Regierungssprecher ließ wissen, die NATO als Verteidigungsbündnis sei zwecks glaubhafter Abschreckung auf Atomwaffen angewiesen. (Dass längst eine NATO-Erstschlags-Option festgeschrieben wurde, verschwieg er tunlichst.)
Waldorfschulen sollten sich aus der Parteipolitik heraushalten, das stimmt. Aber nicht aus zentralen ethischen, humanitären Fragen. Und dazu gehört ja wohl die Freiheits- und Friedensfrage. Wenn der Bund der Freien Waldorfschulen nächstes Jahr zur Teilnahme an den Ostermärschen aufrufen würde, wären mit Sicherheit viele Schülerinnen und Schüler aus den Oberstufen begeistert dabei. Eltern und Lehrer hoffentlich auch.
[1] https://www.un.org./Depts/german/conf./a-conf-229-17-8.pdf[2] Nicht zu verwechseln mit dem Atomwaffensperrvertrag, durch den sich die Großmächte ein nukleares Privileg sicherten.
[3] 86% der deutschen Bevölkerung sind gegen Atomwaffen. Aktivitäten, Initiativen: https://nuclearban.de
[4] https://dip.21.bundestag.de/dip21/btd/19/258/1925811.pdf
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quelle des textes von henning köhler: https://www.janusz-korczak-institut.de/aktuelles.html
foto: screenshot nachdenkseiten
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‚An ihren Auszeichnungen werdet Ihr sie erkennen! -Teil 08-15‘
Masala in seiner Laudatio für „Janusz-Korczak- Menschlichkeitspreis“ an Strack-Zimmermann: „Dieser Preis wird an Persönlichkeiten … verliehen, die sich im besonderen Maße um die Förderung der Menschen- und Kinderrechte, um die Wahrung des Friedens und die Bekämpfung von Hass, Gewalt und Menschenfeindlichkeit verdient gemacht haben.“ vs. Madame selbst: „Weißt du was, du Dödel? Komm doch mal her, leg dich doch mal hier mit mir an! Dafür hast du nicht den Hintern in der Hose“, lockt die nun ‚Ausgezeichnete‘ (Anm.: kommt von ‚sich auszeichnen durch‘) den Kritiker mutig auf die Bühne … umringt von Personenschützern: – Infantil, Charakterschwäche?! Andere Kritiker werden polizeilich abgeführt, damit sie ungeniert ihre bellizistischen Hasstiraden von der geschützten Bühne absondern kann.
„Ihr seid zu blöd, um eine Pfeife in den Mund zu stecken“ – Ich wage zu bezweifeln, dass Janusz Korczak seinen Schützlingen derart Vokabular und Auftreten beibrachte, schätze ihn auch eher als kultivierten und zivilisierten Menschen.
Im Übrigen war Janusz Korczak ausnehmend mutig, was ihn von SZ schon mal unterscheiden dürfte. Abgesehen davon hat er die Kinder unterstützt und nicht in den Krieg geschickt. Sehr eindrucksvoll zu hören in https://youtu.be/sDtUHYcJcqM?si=G3O8S7NWZtCDVUoi „Für Janusz Korczak“ von Wolfgang Protze.
Masala: „Sie ist stark im Auftreten, eloquent in der Sprache, …“ – Aha, nun ja, kann ja aus Masalas Perspektive durchaus so sein … „Aber … immer verbunden mit der Empathie für das Leid, das solch militärische Auseinandersetzungen nach sich ziehen.“ – Wie genau äußert sich diese Empathie? In Worthülsen? „Und sie hat, wie kaum eine andere im deutschen Politikbetrieb, begriffen, dass es, … manchmal militärische Stärke braucht, um Frieden und die Beendigung von Leid herbeizuführen.“ – Inwieweit genau betrifft das Leid ihre eigene Familie? Stichwort ‚freiwillig dienen‘.
„Und sie macht das mit Biss und Wortwitz“ – in der o.g. „Eloquenz“?! Als angewiderte Kritikerin deren Bellizismus kann ich keinerlei Witz entdecken.
„… ist dafür auch bereit, einen sehr hohen persönlichen Preis zu zahlen … in ihrer Berliner Zeit hatte sie Personenschutz.“ – Das unterscheidet sie schon mal von dem auf die Bühne gerufenen „Dödel“ … einige der Kritiker bei der Veranstaltung wurden von der Polizei abgeführt. Im Übrigen zahlt den Preis der Steuerzahler. Wie eigentlich hätte sie reagiert, wenn er ihre ‚Einladung‘ angenommen hätte? Wie die Polizei?!
Janusz Korczak blieb es erspart, sie und Masala kennenzulernen und erleben zu müssen … mein einziger Trost.
In den sozialen Medien werde sie „beleidigt, diffamiert und herabgewürdigt… lasse sich davon nicht abschrecken, sondern halte dagegen, … auch juristisch“. – Nun, das Spektakel wurde ja etwas eingeschränkt, im Übrigen eine weitere sprudelnde Geldquelle der Waffenlobbyistin.
Der Laudator Masala versäumte zu erwähnen, wer genau vorzugsweise die Antisemiten in diesem Land sind.
Spätestens an den Schlussworten des Ungedienten Laudatio erkennt man, wes Geistes Kind: „Menschlichkeit ist kein Ideal, sie ist ein Auftrag. Zeichnen wir heute eine Person aus, die diese Menschlichkeit als Auftrag begriffen hat und mit einer militärischen Konsequenz an der Auftragserfüllung tagtäglich arbeitet.“ Damit dürfte alles gesagt sein! Wie gesagt: Janusz Korczak muss es nicht mehr erleben!
Hier stimme ich mit SZ überein: „Korczak war ein außergewöhnlicher Mann, der Menschlichkeit gelebt hat und nicht nur gepredigt.“ Die Hybris allerdings gestattet ihr scheinbar keine Reflexion ihrer Worte …