Der Faktor Mensch

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von Otto Ulrich

"… die aus der Erderwärmung erwachsenden Krisen sind von Menschen verursacht", so Angela Merkel in der Neujahrsansprache 2019. Da ist es wieder, was seit Jahren getrommelt wird und scheinbar dem common sense entspricht, wonach die Klimakrise von Menschen gemacht sei. Aber stimmt das auch und woher haben die Redenschreiber der Kanzlerin diese Gewissheit?

Es ist naheliegend, einmal die Klimawissenschaften zu befragen, ob und wieweit in ihren "Erdsystemmodellen" der Mensch vorkommt. Dort müssten doch eigentlich die Quellen zu dieser Aussage zu finden sein. Naheliegend ist es deshalb auch, hier den "Schellnhuber", das Basisbuch des Klimapapstes, zu befragen. Immerhin widmet Hans Jochachim Schellnhauber in seinem Buch "Selbstverbrennung" diesem Thema ein 30seitiges Kapitel mit der Überschrift: "Der Faktor Mensch".

Wer nun aber glaubt, hier etwas darüber zu erfahren, warum der Mensch als "anthropogener Faktor" an der Erderwärmung schuldig wird, erfährt – nichts. Um dann aber doch über Zitate, die indirekt etwas mit "unserer" Zivilisation zu tun haben, etwas zu lernen. Er lernt, dass nämlich der Mensch "unabsichtlich durch die Abfallprodukte seiner Zivilisation das Weltklima verändern könnte." Zitiert aus einem Klimafilm aus dem Jahre 1958. Allerdings ist das eben nur ein Zitat und keine Erkenntnis mit wissenschaftlich abgesichertem Hintergrund.

Warum das aber so sein könnte, wird zwar nicht verraten, dafür aber wird es behauptet bis heute. Wir sehen, auch der "Schellnhuber" – immerhin ein renommierter Klimaforscher und Regierungsberater – hilft hier nicht weiter, denn über den Schatten, den die Methoden der Klimawissenschaft werfen, kann auch er nicht springen.

Klimawissenschaft kann durchaus als modernstes Kind der Naturwissenschaften angesehen werden – zumal es längst zu einer Symbiose mit den Computerwissenschaften gekommen ist: Vereint bemühen sich diese Disziplinen seit Jahren mit mathematisch-digital abgestützten Methoden, Modelle zu entwickeln über die Wolkenbildung und die Schichten der Atmospäre, auch will man mit Isotopenlasern in den Eisarchiven, den Gletschern, der Baumrinde, den Höhlen- und Tiefseesedimenten nach klimageschichtlichen Knackpunkten forschen, um herauszufinden, warum es etwa vor 10.000 Jahren zu einem abrupten Klimawandel kam.

Wohl gemerkt, angeschaut durch die naturwissenschaftliche Brille ist dergleichen höchst interessant, andererseits unendlich weit davon entfernt, etwas über das möglicherweise rhthymische Verhältnis zwischen Erde und Mensch ableiten zu können – ein totes Wissen aus dem Computer kommt hier nicht weiter.

Um es kurz zu machen: Nirgendwo in den computergestützten "Erdsystem-Simulationen" kommt der Mensch vor, er kann es auch gar nicht. Denn moderne Naturwissenschaft zeichnet sich dadurch aus, dass sie messend, wägend die Oberflächen der Welt erfasst und sie dem Diktat der Zahlen unterwirft, um validierbare Simulationen, sozusagen eine "zweite Wirklichkeit" zu reproduzieren. 
Mit dieser Reproduktion wird dann gearbeitet, und mit dem Leben, dem Lebendigen, mit dem Menschen hat das alles nichts zu tun.

Neu ist das alles nicht, es wird aber politisch der Bundeskanzlerin als scheinbar wissenschaftlich abgesicherte Zitate untergejubelt. Um unsere Blicke in die falsche Richtung zu lenken? Im Sinne von: Denkt doch weniger über die giftige Gülle auf den Feldern nach, weniger über die Gründe des Insektensterbens, weniger über die Billigflüge, weniger über die Traumschiffreisen … Womit dann die Frage verdrängt wird, ob nicht der messbare CO2-Anstieg als unabsichtliche Konsequenz unseres Verständnisses von Fortschritt zu werten sei, was sicherlich auch etwas mit uns Menschen zu tun hat. Wird doch "unser" ressourcenfressende Fortschrittsmodell weiterhin durch unser Mittun vorangetrieben.

Längst sind wir Unwissende, darüber unaufgeklärt belassen, dass es durchaus einmal eine Zeit gegeben hat, die von den tonangebenden Eliten an den sogenannten "Elitehochschulen" übergangen wird, dass es nämlich einmal eine Rhythmusforschung gab, die davon ausging, in der Erde einen lebendigen Organismus zu sehen. Etwas, was auch eine lange wissenschaftliche Tradition hatte. "Erdleben" nannte man das dazumal. 
Es gab eine Forschung, die nach dem lebendigen Verhältnis von "Erde und Mensch" fragte, und dass, wenn wir die Erde retten wollen, wir auch davon ausgehen sollten, sie als lebendiges, gar als geistiges Wesen anzusehen. Das aber, so ist meine Überzeugung, muss wieder neu gelernt werden.

Hier wären die wahren Fortschritte zu einem neuen und wieder zu belebenden Verständnis von "Mutter Erde" zu finden und damit auch eine Chance, durch nicht-technische Wege zu einer Null-CO2-Gesellschaft zu kommen, die eine Zukunft hätte.

Der Autor schreibt gerade an einem Buch zum Thema: 
Mutter Erde. Tiefendimensionen der Klimarettung

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