Bier oder Wein?

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Lesung mit Wolfgang Voegele endete mit Eklat

red. tdz – Während einer Veranstaltung mit dem umstrittenen Autor Wolfgang Voegele kam es am Freitagabend in der Stadthalle Chemnitz zu tumultartigen Szenen. Anstelle seines angekündigten Vortrags "Steinergegner im Umriss" las Vögele aus seinem bisher ungedruckten Manuskript "Oazapft is‘". Die Veranstaltung, an der auch bekannte Steinerkritiker wie Helmut Zander und Peter Staudenmaier teilnahmen, endete mit einem Eklat.

Voegele sprach über die Trinkgewohnheiten Rudolf Steiners und behauptete, dieser sei bis an sein Lebensende ein passionierter Biertrinker gewesen. Damit hatte er bei den überwiegend konservativen Zuhörern in ein Wespennest gestochen. Trotz zahlreicher Zwischenrufe las Voegele weiter, worauf seine Kritiker ihrer Empörung mit Trillerpfeifen Luft machten. Einige Anthroposoph:innen riefen, der "Doktor" (Rudolf Steiner) möge erscheinen und dem Spuk ein Ende bereiten. Aber der Meister war offensichtlich anderweitig beschäftigt, so dass sie zur Selbsthilfe griffen: Tomaten und faule Eier gingen auf Voegele nieder, worauf dieser fluchtartig das Podium verließ.

Einer unbestätigten Quelle zufolge soll Helmut Zander hinterher angemerkt haben, er habe die Lesung spannend gefunden. Die harsche Reaktion der Anthroposophen aber zeige, dass diese noch weit entfernt von Meinungsfreiheit und Streitkultur seien. Und Staudenmaier soll ergänzt haben: "Der Tag, an dem sich Anthroposophen der historischen Wahrheit stellen werden, wird ein Freudentag sein."

Anschließend begab sich Voegele mit seinen Anhängern in ein italienisches Restaurant, wo Ansgar Martins, der in den Frühzeiten seiner steilen Kritikerkarriere des öfteren auch als der "Waldorfschüler mit der Lizenz zum Klugscheißern" bezeichnet wurde, aus seiner bisher unveröffentlichten Studie "Steiner als Alkoholiker" las. Martins vertritt die These, der Begründer der Anthroposophie Rudolf Steiner sei hauptsächlich Weintrinker gewesen. Das reizte Voegele zum Widerspruch. Erneut bildeten sich zwei streitende Gruppen, eine Bier- und eine Weinfraktion. Unter Vermittlung Helmut Zanders einigte man sich schließlich auf einen Kompromiss: Steiner habe in seiner Wiener Zeit eher Wein konsumiert, sei aber später in Berlin dem Bier verfallen.

Hinter vorgehaltener Hand bedauerte ein Sprecher des Goetheanums zwar, dass sich die Steinerforschung mit derartig peripheren Fragen beschäftige, gestand aber ein, dass man heute leider gezwungen sei, populäre Themen aufzugreifen, um sich überhaupt Gehör zu verschaffen. 


© foto: tdz / – Bierkeller im Gliedererhof in Brunn am Gebirge, wo Rudolf Steiner die "Einleitung zu Goethes naturwissenschaftlichen Schriften" verfasste.

4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Harm Robbe
    1. April 2023 10:13

    Bier auf Wein, das lass sein – Mythos oder Wahrheit?

    Antworten
  • Oh herrlich !!

    Antworten
  • Rudolfine Steinermacher
    4. April 2023 9:44

    Anthroposophen sind nicht lustig:

    nach 4 Zeilen – war das zu spät? – aufgehört zu lesen.

    Steht doch endlich zu Eurem "Die weiße Rasse ist die zukünftige"-Guru.

    Antworten
  • Zum Glück und bei Lichte betrachtet, sterben die Steiner-"Experten" ja nicht aus (wie man unschwer an Ihrer Expertise erkennen kann) und sorgen in der Redaktion stets für heiteres Gelächter. Loriot hätte vielleicht an dieser Stelle gesagt: "Das Ist ja kaum unglaublich!" Deshalb unser Rat: Geben Sie nicht auf!

    Antworten

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