Anthroposophie in der Kritik 

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Zum neuen Themenheft der Info3 (Januar 2023)

wgv/tdz. – Die Anthroposophie ist in den letzten Jahren stark unter Beschuss geraten. Besonders die Praxisfelder (Waldorfpädagogik, Demeter-Landwirtschaft und Anthroposophische Medizin) waren davon betroffen. Am 18. November 2022 hatte eine mediale Großoffensive stattgefunden, an der sich das ZDF und die Online-Magazine "Krautreporter", "Volksverpetzer" und "Übermedien" beteiligten. Mit dem neuen Themenheft gibt der Info3-Verlag darauf eine Antwort. Es benennt die Akteure hinter dieser Kampagne, zeigt, welchem Muster die stets ähnlichen Attacken folgen und wie man ihnen argumentativ begegnen kann. Verunsicherten Eltern von Waldorfschulen, Patientinnen der Anthroposophischen Medizin und Kundinnen von biodynamischen Produkten soll damit eine Orientierungshilfe an die Hand gegeben werden. Das knapp 60 Seiten starke, reich bebilderte Heft bringt zehn Beiträge, von denen einige schon in den letzten Heften der Info3 erschienen waren. Herausgeber Jens Heisterkamp ist mit fünf, Anna-Katharina Dehmelt mit drei Aufsätzen vertreten. Ein Artikel stammt von Wolfgang Müller.

Schon in ihrem einleitenden Artikel "Zwischen Argument und Unsinn" versucht Anna-Kathrina Dehmelt die Spreu vom Weizen (Diffamierung von Kritik) zu trennen. 

In ihrem Aufsatz "Wer ist Rautenberg?" nimmt sie den wohl tendenziöstesten Blogger Oliver Rautenberg unter die Lupe, der in die Netzwerke der so genannten Skeptiker (GWUP, Giordano Bruno Stiftung usw.) eingebunden ist und dessen "Expertisen" sehr gefragt sind. Die Skeptiker vertreten einen fundamentalistischen Materialismus und beeinflussen auch die deutsche Gesundheitspolitik (Kampf gegen Homöopathie). Es herrsche ein Kulturkampf zwischen gegensätzlichen Menschenbildern. 

In einem spannenden "Jahrhundertrückblick" umreißt Dehmelt die bisher noch ungeschriebene Geschichte der Gegnerschaft gegen Anthroposophie von Steiners Lebzeiten bis heute. "Damit der lebendige Geist der Anthroposophie sich weiter entfalten kann, braucht es ein gesellschaftliches Miieu, das gesprächsbereit ist und offene Diskurse, Argumente, geistige Vielfalt und gegenseitiges Verständnis schätzt und pflegt."

Der Psychologe und Philosoph Harald Walach (Universität Vilnius), Spezialist für die Evaluation der komplementärmedizinischen Verfahren, gibt in einem Interview Ratschläge für den Umgang mit den militanten Skeptikern. Er sagt u.a. "Wer einen inneren Kompass (die eigene innere Wahrheit) gefunden hat, ist nicht mehr anfällig für Ideologien."

Heisterkamp kommentiert in seinem Aufsatz "‘Gefährliche‘ Esoterik" eine Tagung der Bundeszentrale für Politische Bildung, die im September 2022 in Fulda stattfand. Dort wurde Esoterik (inklusive Anthroposophie) unter den Generalverdacht gestellt, gesellschaftlich schädlich zu sein. Glücklicherweise war der Esoterik-Experte Wouter Hanegraaff (Universität Amsterdam) gebeten worden, den Einführungsvortrag zu halten. Er widersprach der These, dass rechtes Gedankengut seine Wurzeln in der Esoterik habe. (Vgl. NNA vom 2.2.2023)

Wer steckte hinter den Protesten der Querdenken-Bewegung mit ihre Impfskepsis und ihren Verschwörungstheorien? Eine Studie der Basler Universität 2021 schien zu bestätigen, dass es die Anthroposophen seien. Obwohl die Verfasser der Studie einräumten, diese sei nicht repräsentativ, wurden der Vorwurf in der Presse ständig wiederholt. Schon früher hatte Heisterkamp diesen als haltlos entlarvt. In einem weiteren Artikel mit dem Titel "Gutes Karma" weist er die Unterstellung zurück, anthroposophische Mediziner und Heilpädagogen würden Krankheiten und Behinderungen als gerechte Strafe für Verfehlungen in einem früheren Leben ansehen und dem Karmagedanken liege eine "menschenverachtende" Ideologie zugrunde. Steiner habe jedoch in diesem Kontext nie von Schuld oder Strafe gesprochen. Wer den Gedanken von Karma einbeziehe, müsse in seiner Mitleidsfähigkeit wachsen. Die Idee von Reinkarnation und Karma berge ein großes Potential, die Werte von Freiheit, Verantwortlichkeit und Würde weiter zu vertiefen.

Die in einem Spiegel-Artikel von 2021 aufgestellte Behauptung, die Anthroposophie sei antisemitisch, wird mit einleuchtenden Beispielen widerlegt. 

Wolfgang Müller ("Das Versäumnis") stellt die Ursachen der "Angreifbarkeit" der Anthroposophie heraus. Das Verhalten ihrer Anhänger sei nicht ganz unschuldig an den Zerrbildern, die in der Öffentlichkeit kursieren. Die anthroposophische Bewegung aber werde schon wegen ihres nonkonformistischen Welt- und Menschenbildes immer von Gegnerschaft begleitet sein. 

Heisterkamp geht auf die Rassismus-Vorwürfe gegen Steiner ein und macht Vorschläge, wie ihnen zu begegnen sei. Obwohl sich Steiner in manchen Äußerungen über die Ethnien als Kind einer eurozentrisch und kolonialistisch geprägten Epoche zeige, sei sein Werk grundlegend von einem emanzipatorischen Impuls geprägt. Er stellt klar: "Die relativ wenigen rassistischen Äußerungen haben ebenso wie die fragwürdigen Äußerungen über unterschiedliche Ethnien nie systematischen Stellenwert in Steiners Philosophie gehabt. Sie haben auch für die anthroposophische Praxis bis heute keine Bedeutung."

Hingewiesen wird auf eine neue Website der Anthroposophischen Gesellschaft, die Interessierten und Medienschaffenden im Internet Orientierung bieten soll mit dem Ziel, nicht allein den Kritikern und Gegnern das Feld zu überlassen. Dort sollen auch Fragen beantwortet werden. Man will offen und transparent mit Kritik umgehen.

Christopher Brock berichtet über "Wissenssysteme im Dialog", die sich gegenseitig akzeptieren und miteinander kooperieren. In der wissenschaftlichen Literatur werde ohne ausreichende Belege die angebliche Gefährlichkeit der biodynamischen Wirtschaftsweise behauptet. Es gäbe zwar schon Studien, die die Wirkung biodynamischer Methoden, etwa der Präparate, belegten, doch sei noch einiges an Forschung nötig. 

Dass in den anthroposophischen Praxisfeldern wissenschaftlich solide gearbeitet wird und inzwischen genügend Studien vorliegen, die das beweisen, zeigt eine Artikelserie auf der Website der Info3

In einem Anhang "Literatur zur Einführung" werden fünf Bücher von Rudolf Steiner selbst, aber auch fünf Bücher neueren Datums empfohlen: Wolfgang Müller: Zumutung Anthroposophie (2021), Jean-Claude Lin: Was ist Anthroposophie? (2017), Kai Skagen: Anarchist, Individualist, Mystiker. Rudolf Steiners frühe Berliner Jahre 1897-1902 (2020), Jens Heisterkamp: Anthroposophische Spiritualität (2014) und David Marc Hoffmann u.a. (Hrsg.): Rudolf Steiner. Eine Bildbiographie (2021).

Das Themenheft (€ 6,80) kann bestellt werden über vertrieb@info3.de und über die Website www.info3.de

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