Die Schönheit liegt im Ohr des Hörers. Manchmal. 

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Max Michels von den Beatagenten

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, zum Thema AFD und der Frage nach einem Verbot der Partei nichts zu veröffentlichen. Und eigentlich schätze ich auch das Zentrum für politische Schönheit seit des Zentrums Aktion gegen die Panzerschmiede Kraus Maffei Wegmann (KMW). Das liegt allerdings schon einige Jahre zurück. Nachdem ich allerdings das Philipp Ruch-Buch "5 vor 33"gelesen habe, das sich ein AFD-Verbot auf die Fahnen geschrieben hat, frage ich mich, ob diese Aktivisten sich selber noch zuhören. Das Buch enthält leider so viel heiße Luft, dass es schon ein bisschen weh tut. 

Die Luft erwärmt hat nach meiner Auffassung auch die Lautsprecher-Störaktion beim gestrigen Sommerinterview der ARD, diesmal mit Alice Weidel von der AFD. Man muss weder die Partei mögen, noch deren Vertreterinnen und Vertreter wohlgesonnen sein, sie am Ende womöglich auch noch wählen, aber unter politischer Schönheit stelle ich mir etwas anderes vor als solche Aktionen. In einer Corona-Zeit, in der jemand wegen des Verlesens des Grundgesetzes von der Polizei vom Fahrrad gerissen wird oder morgens um sechs wegen eines satirischen Schwarzkopf-Memes aus dem Bett geholt wird und am Ende sogar verurteilt wird, in einer Zeit also, in der man wohl besser gleich im Bademantel zu Bett geht, haben sich nach meiner Auffassung irgendwie die Perspektiven ein wenig verschoben. Einen klugen Satz finde ich in einem Meinungsartikel des Stern: "Die Vorstellung, dass die AfD verschwindet, wenn man nur lauter als sie schreit, ist noch falscher als die Annahme, dass sich die Partei wegverbieten lässt." 

Von der Frage nach einer sachgerechten Aufarbeitung der Auswirkungen der Corona-Maßnahmen, die m. E. mit dafür dafür gesorgt haben, dass die Welt aus den Fugen geraten ist, mal ganz abgesehen: Ist Krieg wirklich Frieden, ist Rechts Links oder wahlweise umgekehrt, Putin ist Hitler und Netanyahu ist Gandhi? Wenn durch solche Aktionen, wie sie bei diesem Sommerinterview zu sehen und zu hören waren, der AFD immer mehr Stimmen zugeschanzt werden, darf man sich am Ende wohl nicht wundern, wenn es wirklich bergab geht mit unserem Deutschland. Wie wäre es – zur Abwechsung mal – mit politischer Vernunft? Mit einer Vernunft, wie sie zum Beispiel im Buch "Zeitenwenden" von Ulrike Guerot zu finden ist. In dem ohne Schaum vor dem Mund die politischen Verhältnisse in Deutschland und Europa analysiert und eingeordnet werden. (Rezension erscheint demnächst hier).

Der Verfasser dieser Zeilen hätte nicht gedacht, dass er sich einmal Zeiten wie die 1980er Jahre zurückwünscht, als die Friedensdemonstrationen auf dem Bonner Hofgarten noch zeigten, dass anlässlich der Vorbereitung dieser Demos noch so viele verschiedene Positionen gemeinsam um einen Tisch versammelt waren, wie man es sich für heute wohl nicht mehr vorstellen kann. Es waren Zeiten als Namen wie Heinrich Böll, Erhard Eppler und viele andere noch keine "Lumpenpazifisten" waren, sondern ehrenwerte Mitglieder einer bundesrepublikanischen Gesellschaft, vereint in der Sorge um den Fortbestand einer Gesellschaft, die sich unter Frieden noch etwas anderes vorstellen konnte als Waffen, Waffen, Waffen. 

3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Sozialistischer Homer-Lesekreis Wiesbaden
    23. Juli 2025 16:57

    Es wurde darüber diskutiert, ob die Aktion des *Zentrums für politische Schönheit* den Interessen der sogenannten AFD-Partei dienen könnte.

    Na und? Dann bekommen sie eben, was sie haben möchten.

    Man darf sich von den Lügenbaronen und Verführern nicht einschüchtern lassen. Diese Krüppel lügen für Geld und Macht. Hass und Tod sind ihre Welt. Dagegen muss vorgegangen werden, auch wenn sie kurzfristig davon profitieren.

    Ihr Reich sind die Lüge und die Täuschung, Verblendung und die Vernichtung. Das ist anziehend für Menschen, die sich völlig ohnmächtig in einer Situation erleben, die sie nicht verstehen, weil sie lieber vögeln statt Physiologie zu lernen, weil sie lieber auf Facebook herumspielen statt Statistik zu pauken, weil sie lieber mit Puppen spielen statt die Physik-Hausaufgaben zu erledigen.

    Auf diese Menschen und ihr Seelenleben nehmen Populisten Einfluss, ja. Aber auch andere Interessengruppen; kapitalistische Ausbeuterbetriebe reden diesen Leuten ein, es sei eine Ehre, für sie zum Niedriglohn zu schuften. Ist es nicht. Wer Krieg haben möchte, der kann ihn haben. Möchte noch jemand in diesen Tagen seinen Hass gegen Frauen, Ärzt*innen, Schwule, Abiturient*innen und Student*innen und gegen Ausländer*innen raushauen? Nur zu. Go, go, go.

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  • Detlef von Leber
    23. Juli 2025 20:22

    "…ehrenwerte Mitglieder einer bundesrepublikanischen Gesellschaft, vereint in der Sorge um den Fortbestand einer Gesellschaft…"

    Max, guck mal hier: https://www.azoberrhein.de/mensch/fotostrecke-lange-nacht

    Nur noch in der Christengemeinschaft gibt es normale Leute, überall hat das Virus die Leute dahingerafft, aber in der Christengemeinschaft ist alles noch so wie wir es kennen. Artige Kinder musizieren, ein interessantes Schauspiel wird dargeboten, drei Gäste einer anthroposophischen Einrichtung besprechen sich…

    Was ich nie verstanden habe: In der Christengemeinschaft herrscht völlige Lehr- und Glaubensfreiheit. Das steht nicht nur auf dem Papier, das ist mir mehrfach von Priesterinnen und Priestern bestätigt worden. In der Anthroposophischen Medizin ist das aber nicht so, man muss an Homöopathie glauben sonst geht es nicht. (Oder zumindest so tun, denn in echt glaubt das wohl kein einziger Hochschulabsolvent.) Also, so zu tun, als ob man irgendwie doof wäre, das ist in der Christengemeinschaft weder gewollt, noch erwünscht.

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  • Lea-Marie Schöndorf
    23. Juli 2025 21:10

    Super Artikel! Gerne wieder mehr davon. 🥰

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